SolarWorld No.1 im Ziel
Christian Wulfert steigt zur letzten Etappe in den gelben Flitzer ein. Knapp 300 Kilometer bis Adelaide sind noch zu fahren. Nach dem Kontrollstopp in Port Augusta steigt die Trossgeschwindigkeit auf 95 km/h. Ein Road Train fährt mit nahezu demselben Tempo voraus. Überholen oder nicht? In 10 Kilometern wird die Straße zweispurig, das könnte die Chance sein. Ausgerechnet jetzt kommt eine Steigung! Trotzdem Blinker rechts und Vollgas. Geschafft! Weiter mit 95 km/h dem Ziel entgegen.
Der Verkehr wird zunehmend dichter. Immer wieder müssen langsame Camper überholt werden. Spannend wird es, wenn dann auch noch ein weiterer Road Train alle Rückspiegel und die Heckscheibe ausfüllt und damit klar macht, dass er vorbei möchte. Die Landschaft wird zunehmend geprägt von weiten Feldern und sanften Hügeln. Auf der rechten Seite ist immer wieder das Meer zu sehen. Schilder am Straßenrand bieten Oliven und Austern an. Die Zivilisation hat das Team der Hochschule Bochumer wieder.
100 Kilometer vor Adelaide eine einspurige Baustelle. Begleitfahrzeug "Support" handelt mit dem Bauarbeiter, der die lebende Ampel darstellt aus, dass SolarWorld No.1 ungehindert durchfahren kann.
Die Telemetrie zeigt eine hervorragende Energiebilanz, also Tempo hoch auf 100 km/h. Der Rückenwind bläst den Sonnenwagen aus Bochum dem Ziel entgegen. Das letzte Blatt des 50 Seiten starken Roadbooks wird aufgeschlagen. Vor 2 Jahren war an gleicher Stelle die Lage deutlich angespannter. Damals sank die Batteriespannung von HansGo! bedrohlich tief ab und nur mit knapper Not wurde Adelaide erreicht.
40 Kilometer vor der Zeitmesslinie vor den Toren von Adelaide liegt nur ein leichtes Kribbeln der Vorfreude in der Luft. Um 11:52 Uhr geht es über die Linie. Alle liegen sich in den Armen, La-Ola -Wellen branden durch das deutsche Team, die ein oder andere Freudenträne wird vergossen. Kurz danach kommt Apollo an, ein Fahrzeug aus der Adventure Class. Donnernder Applaus natürlich auch für die Kollegen aus Taiwan. Einen ganzen Kontinent mit einem Solarcar zu durchqueren, ist schließlich keine Kleinigkeit.
Christoph Bönneken wurde aus den vier Fahrern ausgelost, um bis zum Victoria Square zu fahren. Hier wartet das offizielle Empfangskomitee, unter ihnen Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender des Hauptsponsors SolarWorld AG.
Die Einfahrt auf dem Victoria Square wird zum rauschenden Empfang. Die Studierenden stimmen Jubelgesänge an, Sekt spritzt. Man spürt die Sympathie ganz deutlich, die den Bochumern entgegenschlägt. Im Ziel auf Platz 4 in der Challenge Class: Ein grandioser Erfolg für die kleine, aber feine Hochschule Bochum, die in diesem Wettbewerb mit den großen, internationalen Elite-Universitäten konkurriert. 41 Stunden reine Fahrzeit war SolarWorld No.1 unterwegs, das bedeutet einen Schnitt von 73 km/h auf den knapp 3000 Kilometern von Darwin nach Adelaide. Nach vorläufiger Wertung hat Verfolger Michigan 46 Stunden gebraucht, denn der Halt in Alice Springs für SolarWorld No.1, den Michigan nicht gemacht hat, wird entsprechend verrechnet.
Hier endet dieses Tagebuch. Viele Geschichten wären noch zu erzählen vom Teamgeist der Bochumer, vom Film- und Fototeam, das SolarWorld No.1 ständig begeleitet hat und immer hilfreich zur Seite stand, von Malte Heynen, der zum dritten Mal mittendrin dabei war und dessen Bericht schon im November bei Galileo auf PRO7 zu sehen sein wird und von den vielen begeisterten Australierinnen und Australiern, die bei jeder Gelegenheit Unterstützung angeboten haben.
Das Solarcar-Team bedankt sich bei allen Sponsoren und Freunden, ohne die dieses Unternehmen nicht möglich gewesen wäre!